Leitlinien Essentials

Diagnostische und therapeutische Standards in der Dermatologischen Onkologie, adaptiert nach den folgenden S1- und S2-Leitlinien.

 

ENTITÄT

SICHERHEITSBSTAND
(SA)

ALTERNATIVE

REFERENZ

Malignes Melanom
TD ≤ 2 mm

1 cm

 

S3-LL
032/024OL

Malignes Melanom
TD 2.01 - > 4 mm
 

2 cm

 

S3-LL
032/024OL

Melanoma in situ 

Vollständige Resektion mit mikrographisch kontrollierter Chirurgie

5-10 mm bei schwieriger Abgrenzung der Ränder

S3-LL
032/024OL

Basalzellkarzinom

Vollständige Resektion mit mikrographisch kontrollierter Chirurgie

3-5 mm bei konventioneller Schnittrandkontrolle, bei hohem Rezidivrisiko oder Rezidivtumor > 5 mm

S2k-LL
032/021

Plattenepithelkarzinom 
(ohne klinische Risikofaktoren außer Immunsuppression)

Vollständige Resektion

 

S3-LL
032/022

Plattenepithelkarzinom 
(mit klinischen oder histologi- schen Risikofaktoren) **

Vollständige Resektion mit mikrographisch kontrollierter Chirurgie

 

S3-LL
032/022

Merkelzellkarzinom T1 (≤2 cm max. Tumordurch- messer)

1 cm

 

S2k-LL
032/023

Merkelzellkarzinom ≥ T2 (>2 cm max. Tumordurch- messer)

2 cm

 

S2k-LL
032/023

Dermatofibrosarcoma
protuberans (DFSP)

1 cm bei mikrographisch kon- trollierter Chirurgie, alleinige mikrographisch kontrollierte Chirurgie, wenn SA nicht möglich

2 cm SA bei konventioneller Schnittrandkontrolle

S1-LL 
032/026 
S3-LL 
032/0440L

Fibrosarkomatös transformiertes (DFSP)

Weite Resektion* + mikrogra- phisch kontrollierte Chirurgie - 2 cm SA sind anzustreben 

 

S3-LL 
032/0440L

Atypisches Fibroxanthom (AFX)

Vollständige Resektion, wenn möglich mit mikrogra- phisch kontrollierter Chirurgie 

0,5 cm bei konventioneller Schnittrandkontrolle

S1-LL 
032/057

Pleomorphes dermales Sarkom (PDS)

Weiter SA- bis zu 2 cm, wenn möglich

 

S1-LL 
032/057

Leimyosarkom dermal 

Primär mikrographisch kontrolliert RO, Erweiterung des SA auf 1 cm

 

S1-LL 
032/060

Liposarkom, Angio- sarkom, Talgdrüsen- karzinom (extraokulär), mikrozystisches Adnex- karziniom, Porokarzi- nom, Pilomatrixkarzi- nom, extramammärer Paget

Weite Resektion* + mikrogra- phisch kontrollierte Chirurgie

 

S3-LL 
032/0440L
S1
032/056

Kaposi-Sarkom

Knapper SA

 

S1-LL
032/025


* Komplette Entfernung des Tumors allseits umgeben von gesundem Gewebe inklusive eines möglichen Punktionskanals oder einer Biopsienarbe. Wenn eine weite Resektion nicht möglich oder prognosebestimmend ist, sollte eine funktionserhaltende OP mit dem Ziel einer RO-Resektion erfolgen. (siehe S3-Leitlinie Adulte Weichgewebssarkome)


** Klinische Risikofaktoren: Lokalisation (Ohr, Lippe, Schläfe), Lokalrezidiv, >2 cm Durchmesser, Keine Verschieblichkeit vom Untergrund Histologische Risikofaktoren: > 6 mm Eindringtiefe, Desmoplasie, perineurale Invasion, Überschreiten der Subcutis, Differenzierung G3/G4
 

Stadium 

Körperliche
Untersuchung 

Lymphknoten-
Sonographie 

Labor S100B 

Bildgebende
Untersuchengen
 

Jahr 

1-3 

4+5 

6-10 

1-3 

4+5 

6-10 

1-3 

4+5 

6-10 

1-3 

4+5 

6-10 

IA 

6-mtl. 

12-mtl. 

12-mtl. 

IB-IIB 

3-mtl. 

6-mtl. 

6-bis 12-mtl. 

6-mtl. 

3-mtl. 

IIC-IV* 

3-mtl. 

3-mtl. 

6-mtl. 

3-mtl. 

6-mtl. 

3-mtl. 

6-mtl. 

6-mtl. 


* für R0-resezierte Stadien, ** nur bei korrektem pathologischem Staging mittels WLKB, sonst wie IIC

 

Körperliche Untersuchung 

Lymphknoten-Sonographie 

Bildgebende Untersuchengen CT,MRT, PET-CT 

Jahr

1-2 

3-5 

6-10 

1-2 

3-5 

6-10 

1-3 

4-5 

6-10 

Primärtumore Geringes Risiko 

2x 

1x 

0-2x 

Hochrisiko

4x 

2x 

1x 

1-4x*** 

0-2x*** 

0-/2x-** 

Immun-supprimierte Patienten

4x 

2-4x 

2-4x 

1-4x*** 

0-2x*** 

0-2x** 

Lokal fortgeschritten /metastasiert  

4x 

4x 

2-4x 

4x 

2x 

2x 


* für R0-resezierte Stadien, Geringes Risiko: TD ≤ 6 mm, ≤ 4 mm bei Desmoplasie, G1-2 Differenzierung, Hohes Risiko, TD > 6 mm, > 4 mm bei Desmoplasie, G3-4 Differenzierung, perineurales Tumorwachstum, immunsupprimierte und Patienten mit Sekundärtumoren, s. Frage I.3.
** bei perineuralem Tumorwachstum
*** in Abhängigkeit der Risikofaktoren

Empfelung Stärke* Zustimmung**
Wegen der erhöhten Gefahr von loko-regionären Rezidiven innerhalb der ersten 2 Jahre nach Primärdiagnose soll eine engmaschige Nachsorge in vierteljährlichen Abständen durchgeführt werden. Ab dem 3. Jahr kann auf halbjährliche Abstände für weitere 3 Jahre übergegangen werden.
Ab Stadium III oder bei unklarem SLNB-status kann in der ersten beiden Jahren zusätzlich eine engmaschige bildgebende Nachsorge mittels Schnitbildgebung (18-FDG-PET/CT oder Kombination aus Sonographie, CT und MRT) erfolgen.


*⇈ Starke (,soll'), ↑ normale (,sollte'), ↔ offene (,kann') Empfehlung
**⇈ Starker Konsens  > 90 %; ↑ Konsens > 75 - 90 % ↔ Meheheitliche Zustimmung > 50 - 75 % der Stimmberechtigten

  AFX  PDS  Rezidiv-PDS Tumoren mit lokoregionärer, LK- oder Fernmetastasierung
Jahr 1-2 3-5 1-2 3-5 1-2 3-5 1-5

Klinische Kontrollen (Monate)

6

12

3

6

3

6

Individuell

Sonographie der Narbe und reionärer Lymphknoten

-

-

6

6

6

6

Individuell

Schnittbildgebung

-

-

-

-

-

-

Individuell

Follow-up-Untersuchung Klassisches KS Endemisches KS Iatrogenes KS HIV-assoziiertes KS KS bei MSM ohne HIV-Infektion
Inspektion/Palpation +++ +++ +++ +++ +++
Probebiopsie/Histologie - - - - -
HIV-Serologie - - - - +
Standardblutuntersuchung + ++ ++ +++ +
CD4-Zellzahl - - + +++ ±
Quantitative HIV-RNA - - - +++ -
HHV-8 Virämie - - - - -
Lokoregionäre LK-Sonographie +* +* +* +* +*
Abdomen-Sonographie - ±* ±* ±* -
Röntgen Thorax - ±* ±* ±* -
Schnittbildgebung (CT/MRT ggf. PET-CT) - ± ± ± -
  • Abdomen
- *±* ±** ±** -
  • Thorax
* ±** ±** ±** -
  • Ganzkörper (Hals, Thorax, Abdomen, Becken)
- ± ± ± -
ÖGD/Koloskopie - ± ± ± -
Bronchiskopie - ± ± ± -


+++ zwingend erforderlich; ++ erforderlich; + optional; ± Symptom- und Befund- abhängige individuelle Indikation, - in der Routine nicht empfohlen;  * weniger aussagekräftige Alternative zu CT-Untersuchungen, ** nur wenn kein Ganzkörper-CT indiziert ist

  • Klinische Untersuchungen in halbjährlichen Abständen für mindestens 5 Jahre
  • Lymphknotensonographie/Schnittbildgebung ggf. bei vorbekannter Metastasierung, fibrosarkomatös transformierten Tumoren oder sehr ausgedehnten Primärtumoren

 

Basalzellkarzinom operabel

 

Bestimmung Rezidivrisiko (keine TNM Klassifikation)

 

  Hohes Rezidivrisiko* Niedriges Rezidivrisiko
Horizontaler Tumordurchmesser & Lokalisation
  • H-Zone** > 6 mm

  • M-Zone** > 10 mm

  • L-Zone**> 20 mm

  • H-Zone < 6 mm

  • M-Zone < 10 mm

  • L-Zone < 20 mm

Begrenzung

schlecht definiert gut definiert
Lokalrezidiv

ja

nein

(Histologischer) Subtyp

sklerodermiform

infiltrativ

metatypisch

mikronodulär

superfiziell

nodulär

adenoid

trabekulär

infundibulozystisch

zystisch

fibroepithelial (Pinkus-Tumor)

Tumor auf Radioderm ja nein
Perineurales Wachstum ja nein

 

* Das Vorhandensein eines dieser Faktoren führt zur Einstufung in diese Kategorie

 

** H-Zone:„zentrales“ Gesicht -Augenlider, Augenbrauen, periorbital, Nase, Oberlippe, Kieferwinkelregion, prä-und postaurikulär, Ohren, Schläfen, Genitale, Hände, Füße

 

M-Zone: Wangen, Stirn, Kinn, Unterlippe, Kapillitium, Hals, prätibial

 

L-Zone: Rumpf, Extremitäten

Sicherheitsabstand (SA): Bei mikroskopisch kontrollierter Chirurgie kein SA empfohlen; Nachexzision bis R0

Falls R1 und keine Nachexzision möglich: nicht operative Verfahren

Bei konventioneller Exzision ohne Randschnittkontrollen Vorgehen siehe Abbildung.

 

image 2023 01 13t12 09 53 904z

Imiquimod 5%, 5-Fluorouracil: Superfizielle BZK bei Kontraindikationen (KI) gegen OP

 

PDT mit 5-ALA oder MAL: bei dünnen BCC, vorzugsweise bei KI gegen OP

 

Kryochirurgie: kleine superfizielle BCC an Rumpf oder Extremitäten bei KI gegen OP oder topische Verfahren

 

Ablative (CO2, Er:YAG) und nicht-ablative (Farbstoff, Nd:YAG) Laser: Niedrigrisiko-BZK bei KI gegen Operation oder topische Verfahren

 

 

Locally advanced Basalzellkarzinom (laBCC)/metastasiertes Basalzellkarzinom (mBCC) 

 

laBCC (locally advanced), Lokalisation Orbita: Bei V.a. Knocheninfiltration CT und/oder MRT mit KM

 

Perineurales Wachstum: MRT

 

Metastasiertes BCC (mBCC): Schnittbildgebung

 

Indikation: Inoperabilität bei laBCC (als individuelle Entscheidung über Tumorkonferenz)

Keine Radiatio bei hohem Risiko für eine Zweittumorinduktion (Alter < 40 Jahre, Patienten mit BZK-Syndrom, Kollagenosen, Lupus erythematodes, Sklerodermie)

 

laBCC oder mBCC: Sonidegib oder Vismodegib – auch neoadjuvanter Einsatz

BZK-Syndrom und multiple BCC: Sonidegib oder Vismodegib

 

2nd line: Immuncheckpointtherapie mit Cemiplimab (nach Progress, fehlendem Ansprechen oder Intoleranz auf Vismodegib oder Sonidegib)
 

 

 

Nachsorge

 

A. Isolierte chirurgisch therapierte BCC sowie niedriges Rezidivrisiko: Nachsorge nach 6 Monaten zum Ausschluss eines Lokalrezidives, dann einmal jährlich.

 

B. Multiple BCC, hohes Rezidivrisiko, laBCC, mBCC, Syndrome: Nachsorge alle 3 Monate. Wenn > 2 Jahre kein neues BCC oder Rezidiv aufgetreten ist, Nachsorge einmal jährlich. Individuell engmaschigere Nachsorge ist möglich. 

 

 

Basalzellkarzinom-Syndrom

 

Basalzellkarzinom vor dem 20. LJ: genetische Abklärung Basalzellkarzinom-Syndrom

 

V.a. Basalzellkarzinom-Syndrom: MRT´s zum Ausschluss weiterer Malignome und Nachweis assoziierter Fehlbildungen

 

Tabelle 1: Major- und Minor-Kriterien zur Diagnosestellung eines Basalzellkarzinomsyndroms

 

Major-Kriterien Minor-Kriterien
Erstes Basalzellkarzinom < 20. LJ oder exzessive Anzahl an BZK Rippenanomalien
Kieferzysten < 20. Lebensjahr Andere spezifischen Skelett-Malformationen oder radiologische Anomalien
Palmares oder plantares Pitting Makrozephalie
Verkalkung der Falx cerebri Gaumen-oder Lippenspalte
Medulloblastom (meist desmoplastisch) Kardiale oder ovarielle Fibrome
Erstgradig Verwandter mit Basalzellkarzinomsyndrom Lymphomesenterische Zysten
  Augenanomalien (Stabismus, Hypertelorismus, kongenitaler Katarakt, Glaukom, Kolobom)

 

 

Weitere Informationen

 

Mycosis fungoides 

 

Labor: CRP, Differentialblutbild, Leberenzyme, Kreatinin, LDH, Elektrolyte
Weitere Laboruntersuchungen in Abhängigkeit von der geplanten Therapie

Bildgebung: Rö-Thorax, LK-Sono, Abdomen-Sono ab Stadium IIB Ganzkörper-CT, LK-Sono, ggf. PET-CT

Tabelle 7: Therapieempfehlungen bei MF und MF-Sonderformen°

 

Stadien  Empfohlene Therapie  First line*  Empfohlene Therapie  Second line*  Kommentar
I A
  • Lokale Steroide Klasse III-IV 
  • PUVA 
  • UVB-311nm
  • Chlormethinhydrochlorid 0,02% Gel°° 
  • topisches BCNU/Carmustin++ 
  • Bexarotengel**
  • Topische Immuntherapien (z.B. Imiquimod++ [52], Resiquimod** [53])
 
Uniläsionale MF, pagetoide Retikulose
  • Lokale Radiotherapie (RT) (30-36 Gy oder 2 x 4 Gy)  
  • PUVA-Creme
  • UVB-311nm  
  • Lokale Steroide Klasse III-IV  
  • PUVA-Creme
Diese Krankheitsbilder sind als besondere Präsentationsformen der MF im Stadium IA zu werten.
I B - II A
  • PUVA-Creme
  • UVB-311nm  
  • vgl. St. I A
  • PUVA + IFN-α 
  • PUVA + Bexaroten 
  • Bexaroten 
  • Acitretin***
  • Niedrig dosiertes MTX 
  • Lokale Radiotherapie 
  • Niedrig dosierte Ganzhaut-Elektronenbestrahlung (12 Gy) 
  • Mogamulizumab+++ (42)
  • Brentuximab Vedotin++ (54, 55) 

 

 

IFN-α ist derzeit nur in pegylierter Form erhältlich 

II B
  • PUVA, ggf. kombiniert mit IFN-α, oralem Bexaroten [54] und RT für Tumoren 
  • Niedrig dosiertes MTX 
  • Lokale Radiotherapie für Tumoren 
  • Gemcitabin
  • Doxorubicin + 
  • Niedrig dosierte Ganzhaut –Elektronenbestrahlung (8-12 Gy)
  • Brentuximab Vedotin[55, 56] 
  • Pralatrexat** 
  • Mogamulizumab+++ [43] 
  • Ggf. allogene Stammzelltranspantation++++ [57, 58] 

 

Viele dieser Substanzen sind in Deutschland/Europa für diese Indikation nicht zugelassen 

III **** 
  • PUVA/UVB-311nm, ggf. kombiniert mit  IFN-α , Bexaroten
  • Photopherese, ggf. kombiniert mit  IFN-α [59], MTX, Bexaroten oder PUVA 
  • vgl. St. II B
  • Alemtuzumab [60]
  • Chlorambucil / Steroid (Winkelmann-Schema oder KnospeSchema)[61] 
Niedrigdosis-Therapie, nur bei Patienten mit kutanem T-Zell-Lymphom und ausschließlicher Blutbeteiligung 
IV A
  • PUVA, ggf. kombiniert mit  IFN-α [36], Bexaroten  RT für Tumoren
  • vgl. St. II B 
 
IV B
  • PUVA, ggf. kombiniert mit IFN-α, Bexaroten 
  • RT für Tumoren 
  • vgl. St. II B
  • CHOP/CHOP-like-Polychemotherapie
  • Alemtuzumab
  • Cladribin, Fludarabin, Cyclophosphamid 
ev. Erhaltungstherapie mit PUVA+IFN-α/Bexaroten/MTX bei Erreichen einer Remission

 

 

° Individuelle multimodale Therapieoptionen stehen im Vordergrund 

°° Chlormethinhydrochlorid-Gel als Lokaltherapie in allen Stadien kombinierbar 

* Die Reihenfolge innerhalb einer Spalte stellt keine Wertung dar 

** In Deutschland nicht zugelassen 

*** Acitretin: bei Kontraindikation als Alternative zu Bexaroten möglich 

**** Erythrodermatische MF: RT: Röntgenweichstrahlen oder Elektronen, ggf. Photonen 

+ Pegyliertes liposomales Doxorubicin – ist im Regelfall nicht zu Lasten der gesetzlichen  6  Krankenkassen verordnungsfähig. Für Einzelheiten zur Verordnungsfähigkeit verweis- 7  en wir auf den GBA-Beschluss [62]. 

++ Off-label Anwendung 

+++ Mogamulizumab bevorzugt bei MF mit Blutbefall und Sézary-Syndrom 

++++ Allo-SCT: reduzierte Konditionierung, bevorzugt in Studien; „klinische Option“ nur bei passendem Spender

 

 

Erythroderme T-Zell-Lymphome/Sezary Syndrom

 

Labor: CRP, Differentialblutbild, Leberenzyme, Kreatinin, LDH, Elektrolyte
Blutausstrich auf Sézary-Zellen (fakultativ, im Vordergrund steht die FACS-Analyse)
FACS, CD4/CD8 Ratio, Bestimmung der CD4+CD7- Zellen und/oder der CD4+CD26-Zellen 
(optional: Expression von CD158k/KIR3DL2)
Klonalitätsanalyse im Blut (PCR, BIOMED-2 Protokoll)
Knochenmarksbiopsien sind zur Diagnosestellung nicht indiziert
 

Tabelle 8: Therapieempfehlungen beim Sézary Syndrom°

 

Therapie der ersten Wahl Therapie der zweiten Wahl
Extracorporale Photopherese (ECP), ggf. in Kombination mit PUVA, IFN-α und/oder Bexaroten Mogamulizumab [43]
Chlorambucil / Steroid (Winkelmann-Schema) Bexaroten
PUVA in Kombination mit IFN-α und/oder Bexaroten

Niedrig dosiertes Methotrexat Ganzhaut- Elektronenbestrahlung Alemtuzumab i.v. oder niedrig dosiert s.c. (anti-CD52-Antikörper) [64]

Doxorubicin*, Fludarabin, Cladribin, Gemcitabin

Allogene Stammzelltransplantation***

Brentuximab Vedotin**

1. ° Die Reihenfolge innerhalb einer Spalte stellt keine Wertung dar

2. * Pegyliertes liposomales Doxorubicin – ist im Regelfall nicht zu Lasten der gesetzlichen

3. Krankenkassen verordnungsfähig. Für Einzelheiten zur Verordnungsfähigkeit verweisen3 wir auf den GBA-Beschluss [62]

4. ** Off-label Anwendung

5. *** Für ausgewählte Patienten kann eine allogene Stammzelltransplantation indiziert sein.

 

 

Kutane B-Zell-Lymphome

 

Diagnostik Labor: CRP, Differentialblutbild, Leberenzyme, Kreatinin, LDH, ElektrolyteImmunelektrophorese aus Serum und Urin; Borrelienserologie

Bildgebung:

  • Primär kutanes Follikelzentrumslymphom (PCFCL) - Ganzkörper-CT, LK-Sono, ggf. PET-CTPrimär kutanes Marginalzonenlymphom (PCMZL) - Ganzkörper-CT, LK-Sono, ggf. PET-CT
  • Primär kutanes diffus-großzelliges B-Zell-Lymphom – leg type (PCBLT) - Ganzkörper-CT, LK-Sono, ggf. PET-CT, ggf. MRT der betroffenen Extremitätt+, ggf. PET-CT
  • Primär kutanes diffus-großzelliges B-Zell-Lymphom, andere Typen - Ganzkörper-CT, LK-Sono, ggf. PET-CT
  • Primär kutanes intravaskuläres großzelliges B-Zell-Lymphom - Ganzkörper-CT, LK-Sono, ggf. PET-CT, MRT Schädel

Knochenmarksbiopsie (Zytologie und Histologie) - bei PCBLT obligat, bei PCMZL und PCFCL optional

Tabelle 10a: Therapieempfehlungen bei niedrig malignen primär kutanen B-Zell Lym-17 phomen (Follikelzentrumslymphom, Marginalzonenlymphom)

 

Ausdehnung Therapie der ersten Wahl Therapie der zweiten Wahl
Solitäre Läsionen Watch & wait+++
Antibiotika (falls borrelienassoziiert)
Exzision und/oder Radiotherapie
Intraläsional Rituximab*
Intraläsional Steroid
 
Multiple Läsionen Antibiotika (falls borrelienassoziiert)
Radiotherapie
Intraläsional Rituximab*
i.v. Rituximab
Bendamustin, ggf. in Kombination
mit i.v. Rituximab**
Doxorubicin oder Gemcitabin, ggf.
in Kombination mit Rituximab [67]

 

1 * Off-label Anwendung
2 ** Analog zu den Erfahrungen bei systemischen indolenten B-Zell-Lymphomen kann Bendamustin als Alternative in Erwägung gezogen werden
3 +++ Watch & wait: Nicht bei follikulärem Lymphom des Unterschenkels

 

Tabelle 10b: Therapieempfehlungen beim diffus großzelligen B-Zell Lymphom, leg type

 

Ausdehnung Therapie der ersten Wahl Therapie der zweiten Wahl
Isolierte Herde oder grup- pierte Herde

Radiotherapie und/oder R- CHOP [68]

Exzision

 
Multiple Herde R-CHOP

Bendamustin

Doxorubicin oder Gemcitabin, ggf. in Kombination mit Rituxi- mab

 

Weitere Informationen

 

 

Merkelzellkarzinom / Primärtumor

 

Stadium I (Durchmesser Tumor ≤2cm): SA 1 cm

Stadium II (Durchmesser Tumor >2cm): SA 2 cm

Bildgebung vor SLNB: LK-Sono und Schnittbildgebung, wenn möglich PET/MRT oder 18F-FDG PET/CT

 

SLNB: empfohlen, wenn in der Bildgebung keine Metastasierung (N0/M0). Alternative zur SLNB im Kopf/Halsbereich: funktionelle neck dissection. 

Adjuvante Nachbestrahlung des Tumorareals empfohlen. Falls keine SLNB wegen hohem OP-Risiko erfolgt ist: Tumorareal plus Lymphabflußregion

 

 

Merkelzellkarzinom / LK-Metastasierung (SLN + oder Makrometastase)

 

Positiver SLN (Mikrometastasen): Therapeutische Lymphknotendissektion (TLND) oder Radiatio der betroffenen Region.

 

LK-Makrometastasen und M0: TLND oder eine Radiatio der betroffenen Region. Bei erhöhtem Rezidivrisiko (z.B. Kapseldurchbruch) auch eine Kombination von TLND & Radiatio

 

Merkelzellkarzinom / Fernmetastasierung

 

Gute Strahlensensitivität; Indikationen zur Radiatio in allen Stadien der Erkrankung, bei Fernmetastasen im Rahmen eines multimodalen Konzeptes neben Chemo-/Immuntherapie oder alleinig mit (in der Regel) palliativer Intention.

EMA-Zulassung für PD-L1 AK Avelumab. Ansprechraten der Therapie mit Nivolumab und Pembrolizumab sehr vielversprechend aber bisher keine Zulassung, bei Progress unter Monotherapie PD-L1 oder PD-1 Blockade kann Ipilumumab + Nivolumab in Betracht gezogen werden. T-VEC intraläsional ist möglich (Fallberichte).

 

Chemotherapie: chemosensitiver Tumor, allerdings rasche Resistenzentwicklung. In der Zweitlinie Anthrazykline, Antimetabolite, Cyclophosphamid, Etoposid, und Platinderivate (Monotherapie oder in Zweifach- bzw. seltener Dreifachkombination).

 

Nachsorge

 

Stadium I und II: Jahr 1+2 klinische Untersuchungen in 3-monatigen Abständen, Jahr 3-5 in 6-monatigen Abständen. Zusätzlich LK-Sono.

 

Stadium III oder unklarer SLN-Staus: engmaschige Schnittbildgebung (18-FDG PET/CT oder Kombination aus Sono, CT und MRT)

 

Weitere Informationen

 

S2k-Leitlinie Merkelzellkarzinom (MCC), Leitlinie gültig bis 06/2025, AWMF-Registernummer 032/023

This is the old content, the new SHORT version is pending ...

Leitlinie gültig bis 09/2026, AWMF-Registernummer AWMF-Register-Nr. 032-025

 

 

Definition und Einteilung:

Empfehlung 1.1: Empfehlungen zur Einteilung des Kaposi Sarkoms
 

  • Das Kaposi-Sarkom (KS) ist eine durch humanes Herpesvirus-8 (HHV-8)/Kaposi-Sarkom-assoziiertes Herpesvirus (KSHV) induzierte Tumorerkrankung lymphatischer Endothelzellen, die neben Haut- und Schleimhäuten auch innere Organe befallen kann.
  • Fünf Subtypen des KS mit variablem Verlauf und unterschiedlicher Prognose, die in spezifischen Populationen vermehrt auftreten, werden unterschieden:
    • Sporadisches, klassisches KS
    • KS bei iatrogener Immunsuppression o Endemisches, afrikanisches KS
    • Epidemisches, HIV-assoziiertes KS
    • KS bei Männern, die Sex mit Männern haben, (MSM) ohne HIV-Infektion

 

[Konsensusstärke: Zustimmung 12/12; Ablehnung 0; Enthaltung 0]

Epidemiologie:

Empfehlung 1.2: Epidemiologie des Kaposi-Sarkoms (KS)

 

  • Die Prävalenz des KS korreliert mit der Verbreitung von HHV-8 Infektionen.
  • Das klassische KS tritt überwiegend bei Männern osteuropäischer und mediterraner Herkunft im Lebensalter von über 50 Jahren auf.
  • KS treten mit erhöhter Häufigkeit bei Patienten unter langfristiger iatrogener Immunsuppression auf, insbesondere bei Organtransplantierten.
  • Das endemische KS ist vorwiegend in Äquartorialafrika verbreitet und wird klinisch in den nodulären, floriden, infiltrativen und lymphopathischen Typ unterteilt, wobei letzterer vor allem Kinder und Aldoleszente befällt.
  • Seit Beginn der HIV-Pandemie ist das epidemische, HIV-assoziierte KS der am häufigsten diagnostizierte KS-Subtyp. Nach Einführung der antiretroviralen Therapie (ART) ist die Inzidenz und Prävalenz HIV-assoziierter KS drastisch gesunken. Dennoch ist das HIV-assoziierte KS weiterhin die häufigste AIDS-definierende Neoplasie. Im Rahmen des Immun- Rekonstitutions-Inflammations- Syndroms (IRIS) nach Einleitung einer ART können neue KS auftreten oder vorhandene KS sich verschlechtern.
  • Seit einigen Jahren wird zunehmend über einen weiteren (fünften) Typ des KS bei HIV-negativen Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), berichtet. Dieser Typ des KS hat einen indolenten Verlauf und die Krankheitsschwere korreliert mit CD4-Zellzahl und CD4/CD8-Ratio.

 

[Konsensusstärke: Zustimmung 12/12 ; Ablehnung 0; Enthaltung 0]

Pathogenese:

Empfehlung 1.3: Pathogenese des Kaposi Sarkoms

 

  • Das KS wird infolge einer Mehrschrittonkogenese durch abnormale Neoangiogenese, Inflammation und Proliferation von lymphoendothelialenTumorzellen charakterisiert.
  • Mehr als 95% aller KS werden durch HHV-8-Infektionen verursacht. Immunsuppression und
  • Immundefizienz begünstigen die Entwicklung von KS.

 

[Konsensusstärke: Zustimmung 12/12 ; Ablehnung 0; Enthaltung 0]

Klinik:

Hautfarben bis rötlich bis bräunlicher flächiger Tumor, oftmals mit aufsitzenden solitären oder multiplen Knoten; Lokalisation meist an Körperstamm oder proximalen Extremitäten.

Diagnostik

Empfehlung 2.1:  Sicherung der Diagnose des Kaposi-Sarkoms

 

  • Stets sollte mindestens eine tiefe Biopsie zur histologischen Sicherung der klinischen KS (Erst-)Diagnose durchgeführt werden, spätestens vor der Einleitung einer spezifischen Therapie.
  • Allen KS-Patienten ohne bekannte HIV-Infektion sollte bei KS-Erstdiagnose ein HIV-Test angeboten werden.
  • Beim HIV-assoziierten und beim iatrogenen KS sollte derzelluläre Immunstatus bestimmt werden.
  • Qualitative oder quantitative Bestimmungen der HHV-8-PCR und Untersuchungen auf HHV-8-Antikörper sind speziellen Fragestellungen vorbehalten und in der klinischen Routine nicht erforderlich.

 

[Konsensusstärke: Zustimmung 12/12 ; Ablehnung 0; Enthaltung 0]

Ausbreitungsdiagnostik:

Empfehlung 2.2: Ausbreitungsdiagnostik des Kaposi-Sarkoms

 

  • Neben der Anamnese gehöreneine vollständige Inspektion einschließlich der einsehbaren Schleimhäutesowie die Palpation der Lymphknotenund des Abdomensmit Erfassung sämtlicher Läsionen und Symptome zur (Erst-)Untersuchung bei allen KS-Typen.
  • Weitere Untersuchungen sollten individualisiert auf der Basis von Befall, Symptomen, Verlauf und KS Subtyp erfolgen.
  • Bei (V. a.) viszeralemKS-Befall sollte eine Ganzkörper-Computer-Tomographie (CT: Thorax, Abdomen/Becken) durchgeführt werden. Ggf. können zusätzlich eine Ösophagogastro-duodenoskopie, eine Koloskopie und eine Bronchoskopieveranlasst werden.

 

[Konsensusstärke: Zustimmung 11/14; Ablehnung 0; Enthaltung 3/14]

Prognose:

Empfehlung 1.4: Prognose des Kaposi-Sarkoms

 

  • Das KS zeigt eine außerordentlich variable Klinik von akut foudroyanten bis hin zu jahrelang wenig aggressiven, stabilen Verläufen.
    • Bei klassischenKS besteht in der Regel ein oligolokulärer Extremitätenbefall mit jahrelang wenig aggressiven, stabilen oder langsam progredienten Verläufen.
    • Akut foudroyante Verläufe sindvor allem beim HIV-assoziierten KS, bei einigen afrikanischen, endemischen KS-Subtypen und beim KS unter schwerer iatrogener Immunsuppression zu beobachten.
  • Die Prognose des KS hängt neben dem Alter und dem Immunstatus von verschiedenen Faktoren ab:
    • KS-Subtyp:
      • Klassisch, endemisch, iatrogen(immunsupprimiert), epidemisch HIV-assoziiertund IRIS-assoziiert, KS bei HIV-negativen MSM
    • Ausbreitung:
      • Hautläsionen, Schleimhautbeteiligung, Lymphknotenbefall, viszeraler Befall
      • Lokal, disseminiert; vereinzelt, zahlreich (solitär, olilokulär, multipel)
    • Wachstum:
      • Ausgedehnt, nodulär, hyperkeratotisch, infiltrierend, ulzeriert
    • Symptome:
      • Ödeme, Blutung, funktionelle Beeinträchtigungen
    • Verlauf:
      • Stabil, langsam wachsend oder rasch progredient
      • Vereinzelte oder zahlreiche neue Läsionen

 

[Konsensusstärke: Zustimmung 12/12 ; Ablehnung 0; Enthaltung 0]

Therapie:

Empfehlung 3.1: Ziel der KS-Behandlung

 

  • Ziel der KS Behandlung ist in der Regel die Rückbildung der Läsionen, das Erreichen der Kontrolle über den Krankheitsverlauf und die Reduktion der Symptome mit Erhalt der Lebensqualität und der Lebenserwartung.
  • Bisher gibt es keinallgemein anerkanntes „Standardtherapieschema" zur Behandlung des KS.
  • Sowohl lokale als auch systemische Behandlungsmethoden mit unterschiedlichen Wirkmechanismenstehenfür die Therapie von KSzur Verfügung.
  • Die Indikation zu und die Auswahl von einer geeigneten Behandlung sollte sowohlauf der Basis der prognostischen Faktoren als auch unter Berücksichtigung des Leidensdrucks und der Wünsche der KS-Patienten erfolgen und die Verhältnismäßigkeit im Rahmen einer meistens nicht heilbaren Erkrankung berücksichtigen.

 

[Konsensusstärke: Zustimmung 14/14 ; Ablehnung 0; Enthaltung 0]

 

Empfehlung 3.2: Indikation für eine KS-Therapie

 

  • Nicht immer ist eine sofortige spezifische KS Behandlung nach gesicherter Diagnose bei guter Prognose und fehlendem Leidensdruck des Patientenbei entsprechender Nachbeobachtungerforderlich.
  • Für die Behandlung von einzelnen, funktionell oder ästhetisch störenden KS Läsionen stehen verschiedene lokale Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.
  • Bei Schleimhautläsionen, Lymphknotenbeteiligung und viszeralem Befall sollunabhängig vom KS-Typ zeitnaheine systemische Behandlung erwogenwerden.
  • Bei rasch progredientem oderaggressivem Verlauf, dem Auftreten von Symptomen und/oder funktionellen Beeinträchtigungen sollunabhängig vom KS-Typ sofort eine gezielte Behandlung eingeleitet werden.
  • Bei bisher noch nicht oder nicht effektivantiretroviral behandelterHIV-Infektion sollumgehendeineART eingeleitet oder optimiert werden.

 

[Konsensusstärke: Zustimmung 12/12; Ablehnung 0; Enthaltung 0]

 

Empfehlung 3.3: Indikation für eine lokale KS Behandlung

 

  • Die Indikation zur lokalen KS-Behandlung gilt vor allem für einzelne kutane Läsionen, besonders, wenn diese ästhetisch oder funktionell störend sind, sowie für Patientinnen und Patienten, denen eine systemische Therapie wegen Neben-und/oder Wechselwirkungen nicht zugemutet werden kann.
  • Für die Behandlung einzelner kutaner KS-Läsionen stehen zahlreiche lokale Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, die von der Camouflage über die Exzision, Kryotherapie, Radiotherapie oder intraläsionale Injektionen von Chemotherapeutika bis hin zu topischen Therapien mit verschiedenen Externa reichen und auch kombiniert eingesetzt werden können.
  • Bei KS-assoziierten Lymphödemen sind neben der Einleitung einer spezifischen KS-Behandlung lokal begleitend die frühzeitige Kompressionstherapie, Lymphdrainage und Physiotherapie zur Vermeidung weiterer Komplikationen dringend erforderlich.

 

[Konsensusstärke: Zustimmung 13/13 ; Ablehnung 0; Enthaltung 0]

Lokaltherapie:

Kleinflächig ≤ 1cm² (makulös, nodulär): 

  • Kryotherapie [100, 125]
  • In Einzelfällen Exzision
  • Vincristin intraläsional [100, 105]
  • Vinblastin intraläsional[106, 120, 129]
  • Interferone intraläsional [117]
  • Alitretinoin Gel, 0,1%-Retinsäure [112, 126, 133]
Mittelgroß 1-4 cm Durchmesser (makulös, nodulär):
  • Vincaalkaloide intraläsional [100]
  • Elektrochemotherapie [109, 110, 130]
  • Schnelle Elektronen, Photonenbestrahlung[100, 131, 132]
Großflächig > 4 cm Durchmesser (knotig, infiltrierend, oral):
  • Schnelle Elektronen, Photonenbestrahlung [134, 135]
  • am Unterschenkel: zusätzlich Kompressions-Behandlung
Alle überwiegend makulösen Kaposi-Sarkome:
  • Camouflage [100, 136]
Intraoral
  • Vinblastin intraläsional, 3% Natriumtetradecylsulfat intraläsional [106]
  • Photonenbestrahlung [137]
KS an den Extremitäten (v.a. mit ausgeprägten Lymphödemen)
  • Kompressionstherapie, Lymphdrainage [93, 94, 138]

 

Medikamentöse Therapie:

Empfehlung 3.4: Indikation für eine systemische KS-Therapie

 

  • Bei bisher noch nicht oder nicht effektiv antiretroviral behandelterHIV-Infektion soll umgehend eineART eingeleitet oder optimiert werden.
  • Beim Auftreten eines iatrogenen KS sollte geprüft werden, ob das Absetzen, Reduzieren oder Umsetzen der immunsuppressiven Therapie möglich ist.
  • Beim Neuauftreten oder bei Exazerbation eines KS unter der Einführung einer effektiven ART (IRIS-assoziiertes KS) sollte eine sorgfältige Verlaufskontrolle (pulmonale oder gastrointestinale Beteiligung/Exazerbation?) und bei Progression eine frühzeitige Chemotherapie eingeleitet werden.
  • Die Indikation für eine systemische KS-Behandlung besteht bei
    • Raschem Wachstum multipler Tumoren
    • Infiltrativem oder exulzerierendem Wachstum
    • Begleitsymptomen wie Ödeme, Blutung, schwere ästhetische und funktionelle Beeinträchtigungen
    • Ausgedehnten Schleimhautläsionen
    • Systemischer Beteiligung mit klinischer Relevanz
  • Für die systemische Therapie des KS ist eine Chemotherapie mit pegyliertem liposomalem Doxorubicin die erste Wahl.
  • Lokale und systemischeKS Therapien können kombiniert werden.

 

[Konsensusstärke: Zustimmung 13/13 ; Ablehnung 0; Enthaltung 0]

 

Empfehlung 4: Nachsorge nach Beendigung der KS-Behandlung(siehe Tablelle 8.)

 

  • Die Nachsorge richtet sich nach dem bisherigen KS-Befallsmuster.
  • Die Nachsorge erfolgt durch klinische Beurteilung der Hautläsionenund der einsehbaren Schleimhäute bzw. durch Beurteilungdes weiteren Befallsvia Bildgebungund sollte ggf. symptomorientiert erweitert werden.
  • Die Nachsorgeintervalle richten sich nach der jeweiligen Manifestation.

 

[Konsensusstärke: Zustimmung 13/13 ; Ablehnung 0; Enthaltung 0]

Nachsorge:

Empfehlung 4: Nachsorge nach Beendigung der KS-Behandlung(siehe Tablelle 8.)

 

  • Die Nachsorge richtet sich nach dem bisherigen KS-Befallsmuster.
  • Die Nachsorge erfolgt durch klinische Beurteilung der Hautläsionenund der einsehbaren Schleimhäute bzw. durch Beurteilungdes weiteren Befallsvia Bildgebungund sollte ggf. symptomorientiert erweitert werden.
  • Die Nachsorgeintervalle richten sich nach der jeweiligen Manifestation.

 

[Konsensusstärke: Zustimmung 13/13 ; Ablehnung 0; Enthaltung 0]

 

 

Dermatofibrosarcoma protuberans / operabel

 

SA 1 cm - bei dreidimensionaler mikrographischer Schnittrandkontrolle

 

SA min. 2 cm - bei konventioneller histologischer Schnittrandkontrolle

 

Cave: Bei fibrosarkomatös transformierten DFSP operative Therapie nach Leitlinie der high-grade Weichgewebssarkome min. 2 cm & Anbindung an ein Sarkomzentrum.

Primär operable DFSP: keine Bildgebung

 

Lokalrezidiv und/oder Verdacht auf Metastasierung: LK-Sono + CT oder MRT

Bei R0-Befunden keine adjuvante Nachbestrahlung des Tumorareals, bei R1-Befund postop. Nachbestrahlung empfohlen (60-66 Gy)

 

Dermatofibrosarcoma protuberans / inoperabel

 

Gute Strahlensensitivität; Indikationen: primäre Inoperabilität, R1- oder R2-Resektion, Zustand nach mehrfachen Rezidiven; Strahlengesamtdosis 60-66 Gy (R1) bzw. 66-70 Gy (R2) unter kurativer Zielsetzeung.

EMA-Zulassung für Imatinib 400 bis 800mg/d bei inoperablen lokal fortgeschrittenen oder metastasierten DFSP mit Ansprechrate um 50%; bei Resistenz gegen Imatinib können andere PDGF-R Inhibitoren zum Einsatz kommen (z.B. Sunitinib).

 

Chemotherapie: geringe Wirksamkeit; nicht empfohlen.

 

Immuntherapie/Checkpoint-Inhibitoren: keine Studiendaten vorliegend.

 

Nachsorge

 

Primärtumorstadium: klinische Untersuchungen in halbjährlichen Abständen für mindestens fünf Jahre (frühzeitige Erfassung von Lokalrezidiven oder LK-Metastasen).

 

Stadium der Metastasierung, sehr ausgedehnte Tumoren: klinische und apparative Untersuchungen (Lymphknoten-Sonographie oder Schnittbildgebung) in dreimonatlichen Abständen für zwei Jahre, danach in halbjährlichen Abständen für mindestens drei Jahre.

 

Fibrosarkomatös transformierte DFSP: Nachsorge über Sarkomzentrum analog high grade Weichgewebssarkomen.

 

Weitere Informationen

 

Angiosarkom/operabel

 

Primäre Exzision mit Zielsetzung R0 (mikrographisch kontrolliert) unter Funktionserhalt. Verzögerungen der nachfolgenden Radiotherapie vermeiden.

Alternative Massenreduktion (R1) und adjuvante Radiatio oder primäre Radiochemotherapie. 

Individualisiert: Lymphknotensonographie, CT oder MRT, alternativ PET-CT (für Zusatzinformation inkl. Ausdehnung im Weichteilmantel der Haut zur OP-Planung).

Postoperative Radiatio am Primärort mit individualisiert angemessener Sicherheitszone empfohlen.

Angiosarkom/inoperabel

 

Primäre Radiochemotherapie oder - Anthrazykline und Taxane, Immuncheckpointinhibitoren (Fallberichte)

Palliativer Ansatz zur lokalen Kontrolle

Nachsorge

 

Tabelle 10:  Vorschlag zur Nachsorge des kutanen Angiosarkoms 

 

Risikogruppe Jahr 1 - 3 Jahr 4 - 5 Jahr 6 - 10

Mehrheitlich günstige prognostische Faktoren

 

nach Abschnitt 10

3 monatliche Untersu-chung, klinisch, ggf. bi-optisch, ggf. bildgebend 6 monatliche Untersu-chung, klinisch, ggf. bi-optisch, ggf. bildgebend 12 monatliche Untersu-chung, klinisch, ggf. bi-optisch, ggf. bildgebend

Mehrheitlich ungüns-tige prognostische Fak-toren

 

nach Abschnitt 10

6 wöchentliche Unter-suchung, klinisch, ggf. bioptisch;

 

In den ersten drei Jah-ren zusätzlich Sonogra-phie der lokoregionären LK alle 3 Monate und CT Thorax alle 6 Monate

3 monatliche Untersu-chung, klinisch, ggf. bi-optisch

 

Nur bei klinischem Ver-dacht auf Progress über den Primärort hin-aus: Bildgebung (Sono, CT, MRT)

6 monatliche Untersu-chung, klinisch, ggf. bioptisch

 

Nur bei klinischem Ver-dacht auf Progress über den Primärort hin-aus: Bildgebung (Sono, CT, MRT)

 

Weitere Informationen

 

 

Atypisches Fibroxanthom & pleomorphes dermales Sarkom / operabel

 

AFX: vollständige Resektion (möglichst dreidimensionale mikrographische Schnittrandkontrolle)

PDS: weiter SA – bis zu 2 cm, wenn anatomisch/funktionell/ästhetisch möglich

 

 

AFX: keine

PDS: LK-Sono

- bei unverschieblichen Tumoren oder V.a. tiefe Infiltration lokoregionäre Schnittbildgebung

 

AFX: nein

PDS: bei Exzisionen ohne Sicherheitsabstand zu erwägen

 

 

Pleomorphes dermales Sarkom / inoperabel

 

Bei Inoperabilität/unvollständiger Tumorexzision kann eine Nachbestrahlung des Tumorareals erwogen werden

 

Inoperable oder metastasierte PDS: individuelle Therapieentscheidung; Therapie mit einem Checkpoint-Inhibitor erscheint eine vielversprechende Option (off-label)

 

 

Nachsorge

 

AFX: klinische Untersuchungen halbjährlich

PDS: klinische Untersuchungen 3-monatlich innerhalb der ersten beiden Jahre, danach jährlich und entsprechend halbjährlich für mindestens fünf Jahre empfehlenswert (inklusive Palpation und bei PDS Sonographie der lokoregionalen Lymphknoten). Apparative Untersuchungen wie Schnittbildgebung erscheinen lediglich bei Auffälligkeiten, bei Primärtumoren mit Besonderheiten (Gefäßeinbruch), Rezidiven oder bereits metastasierten Tumoren indiziert.

 

 

Weitere Informationen

 

 

Leiomyosarkom / operabel

 

Dermales LMS: Primär mikroskopisch kontrolliert R0, Erweiterung des SA auf 1 cm

 

Subkutanes LMS: Primär mikroskopisch kontrolliert R0, wenn möglich Erweiterung des SA auf 2 cm bis zur Faszie

Im Standardfall keine.

Bei V. a. oder Nachweis lokoregionaler Metastasierung: LK-Sono

Bei unverschieblichen Tumoren/ V.a. tiefe Infiltration: lokoregionäre Schnittbildgebung

LMS R0 und kleine Tumoren: keine

LMS R1 oder R-2 Resektion, geringem Sicherheitsabstand oder bei großen

Befunden (> 5cm): empfohlen

 

Leiomyosarkom / inoperabel

 

In palliativen, inoperablen Situationen: therapeutische Bestrahlung

Individuelle Therapieentscheidung

Z.B. Doxorubicin oder Anthrazyklin-basierte Kombinationstherapie (bei rascher Progression)

 

Nachsorge

 

Tabelle 4: Vorschlag zur Nachsorge in risikoadaptierten Intervallen:

 

  Dermales LMS Subkutanes LMS Rezidiv-LMS Tumore mit lokoregionärer, LK- oder Fernmetastasierung
Jahr
1-2 3-5

 

1-2 3-5
1-2 3-5
1-5
Klinische Kontrollen (Monate)
6 12
3 6
3 6
Individuell
Sonographie der Narbe und Umgebung
- -
6 6
6 6
Individuell
Schnittbildgebung (CT Thorax/Abdomen)
- -
Individuell (aufgrund mangelnder Evidenz) Individuell (aufgrund mangelnder Evidenz) Individuell

 

 

Weitere Informationen

 

Für S3 Leitlinien besuchen Sie bitte die Website der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) , der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. (DKG) und der Deutschen Krebshilfe.

 

Onkologische Leitlinien 

Leitlinien Ver. 0.9_01.09.23